Dickes graues Meerestier alias Dugong

Grasender Dugong

Grasender Dugong

Allgemeine Infos

  • Gebräuchlicher Name: Gabelschwanzseekuh oder Dugong
  • Wissenschaftlicher Name der Art: Dugong Dugong
  • Rote Liste der gefährdeten Arten: Gefährdete Art
  • Vorkommen: in 37 Länder mit warmen Küstengewässern
  • Größe: bis zu 4m lang
  • Gewicht: bis zu 900kg schwer

Unser Begleiter in der Kneipe ist Vegetarier, “trinkt” am liebsten Salzwasser und heißt “Dilhan”. In der Handpuppen-Version  handelt sich um einen grauen dicken Meeressäuger, der sich von mir durch die Gegend tragen lässt.

Im echten Leben heißt sein erforschtes Pendant “Kat” und lebt auf den Kokosinseln, einem Archipel, das über 1000km vom der nächsten Küstengewässer entfernt liegt. Damit ist “Kat” alias “Dilhan” in der Welt der Wissenschaft der einzige Dugong mit einer so langen Solo-Reise. Das englische Paper dazu gibt es hier zum direkten Download. Dugongs reisen häufig in Kleingruppen, so dass “Dilhan” sich in unserer Gesellschaft sehr wohl fühlt und als Alter Ego von “Kat” allerlei Fragen zu Tierreisen des Publikums beantworten kann, muss oder ungefragte Antworten zum Besten gibt. Vor Ort macht er auch sehr gern das “Dugong-Orakel” mit dem Quartett des Wissenschaftsjahres (hier kostenlos bestellen: Bestellformular (PDF) oder per Mail unter redaktionsbuero@wissenschaftsjahr.de).

Das Dugong-Orakel sieht in freier Wildbahn übrigens so aus:

 

Und ein lebender Dugong im Roten Meer beim Grasen sieht so aus:

Fun Fact

Dugongs heißen auch Seekühe, weil sie eine Vorliebe für Seegras haben (mehr zu Seegras gibt es hier). Tatsächlich sind sie mit unseren Kühen viel weniger verwandt, als mit dem größten grauen Landsäugetier, dem Elefanten. Auch ihr langsamer Stoffwechsel und ihre meist gemächliche Fortbewegung lassen auf den Fakt der engen Verwandtschaft schließen.

Dugongs werden aber nicht nur fälschlicherweise als Kühe bezeichnet, sie sind auch in der Taxanomie, der genauen Klassifizierung und Einordung der Tiere, als Sirenen vermerkt. Vermutlich liegt es an ihrem bezaubernden Schwanz und ihrer Schönheit, dass Seefahrer sie schon früh den Sirenen, also Meerjungfrauen, zugerechnet haben.

Und aus dem Hörensagen entsteht auch schnell Geschichten in der ganz großen Weltliteratur, so dass der Literat Jules Verne die Dugongs in seinen Werken untergebracht hat. Er hat sich allerdings literarischer Freiheiten bedient, so dass die Dugongs bei Jules Verne als blutrünstigen und fleischlüsternen Wesen dargestellt werden. Gabelschwanzseekühe verbreiteten in seinen Büchern “20.000 Meilen unter dem Meer” von 1869 und “Die geheimnisvolle Insel” von 1874 Angst und Zähneklappern. Dort greifen sie Hunde an, und sind so groß, wie eine im 17. Jahrhundert ausgestorbene Art der Sirenen, die “Stellers Sehkuh”.

Zu Jules Vernes Zeiten waren Dugongs im Roten Meer schon fast ausgestorben. Man kann sich also darüber streiten, ob er mit seiner Darstellung den Dugongs einen Dienst erwiesen hat. (Nachtrag: in Stralsund (mehr zu unseren Touren dort hier und hier) haben wir jemanden kennengelernt, der den Dugong direkt erkannte. Warum? Klaas (von Joko und Klaas) hat Jules Vernes Buch genutzt, um einen Tauchauftrag an Joko zu geben: ein “Selfie mit dem “Monster aus der Tiefe”. Dank der fiesen Stellen im Buch und der Unkenntnis über das Tier, hat dieser tatsächlich sehr viel Angst bei der Durchführung des Auftrags gehabt. Hätte es unsere Seite damals schon gegeben, wäre das sicher nicht passiert… 😉 ). Die Gabelschwanzseekuh ist auch heute vom Aussterben bedroht. Das ist insofern besorgniserregend, als dass Dugongs erst sehr spät geschlechtsreif werden und eine aufwändige und lange Aufzucht der Jungen betreiben. Dadurch führen schon kleinere ungünstige Veränderungen ihres Lebensraums, Fischerei oder Bauvorhaben in Küstengewässern zu großen Problemen des Überlebens der Spezies.

Ein bisschen Quatsch mit Dugongs gibt es hier, den Dugong Song! Er hat ein einzigen echt großen Fehler im Text, denn er macht aus zwei Sirenen-Arten eine. Merke: ein Dugong ist kein Manati. Und trotzdem gibt es einen furchtbaren Ohrwurm…

Gefährdung und Seegras-Gärtnerei

Dugongs sind neben Schildkröten, Seeigel und einigen Fischarten in der Lage Seegras im frischen Zustand zu verwerten, indem sie beim Fressen den Grundbaustein des Grases, die Cellulose, nutzen können. Es stellt einen zentralen Baustein im ökologischen Gleichgewicht dar und dient auch im abgestorbenen Zustand als Nahrungsgrundlage für die Tiere des Ozeans, also z.B. als Fischfutter. Es ist der Anfang einer Nahrungskette, die vom den kleinsten Meereslebewesen, dem Bakterio- und Zoo-Plankton (weiterführend dazu folgende Artikel von uns hier zu Bakterinepupsen und hier zum Planktonspiel), bis zum größten Tier alles erfasst. Die Größe der Wale hat zum Beispiel was mit Plankton zu tun… Meer dazu hier.  Für all diese Lebewesen dienen die Dugongs als Gärtner der Unterwasserwelt und sorgen dafür, dass das abgegraste Seegras kräftiger nachwächst. Als Seegras-Liebhaber und strenge Vegetarier sind Dugongs aber auf intakte Seegraswiesen angewiesen. Schwierigkeiten im Lebensraum der Dugongs ergeben sich aus menschlichem Unverständnis für die Wichtigkeit der Nahrungsgrundlage der Meeressäuger. Die Seegraswiesen werden bei küstennahen Bauarbeiten häufig so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass die Dugongs abwandern und ihre Nahrungsquellen verloren gehen.

Erste Tauchtiefe

Zweite Tauchtiefe

Interdisziplinäres

Institute, die sich mit Dugongs und deren Schutz beschäftigen

Literatur zu Jules Vernes Dugongs zum Nachlesen (Direktlinks auf die entsprechenden Dugong-Seiten)

Text: CC-BY-SA 4.0, Inga Marie Ramcke für Plötzlich Wissen!

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