Wozu brauchen wir Tracking bei Meerestieren?

Meeresschildkröte unter Wasser

Meeresschildkröte, Sipadana Borneo, Malaysia

Von Lachs über Schildkröte bis Pinguin

Menschen verändern den Lebensraum der Meerestiere. Bei der Wanderung der kanadischen Lachse vom Süßwasser-See im Binnenland bis in den Atlantik, gab es schon immer viele Hürden für die Fische zu überwinden. Nicht umsonst heißt eine schwierige Wasserpassage „Hells Gate“ (Höllentor). Mittlerweile ist die Route durch menschliche Eingriffe, z.B. durch Staudämme und Wasserkraftwerke stark verändert. Dadurch kommen weniger Lachse an ihrem Ziel an und Forscher suchen nach Alternativen, damit die Lachse diese Hürden überwinden. Mit einem akustischen Sensor kann der Bewegungsverlauf der Tiere nachvollzogen werden, um festzustellen, ob und wie sich ein Transport der Tiere über die Damm-Passage auswirkt.

Lachs Tracking Sender Größenvergleich
Akustischer Lachs-Sender

Mittlerweile habe Ingenieure eine Alternative gefunden, um den Lachsen ihren Weg zu erleichtern oder gar erst möglich zu machen, zum Beispiel mit der Lachskanone…. Selbst der Comedian John Oliver war davon so fasziniert, das er in seiner Show darüber berichtete:

Schildkröten!

Auch Schildkröten werden auf verschiedene Arten mit Sendern bestückt, um mehr über ihre Reiserouten und seit kurzem auch ihre Eier herausfinden zu können. Die Eier werden nämlich recht oft  aus den Gelegen entwendet und gehandelt, obwohl die Meeresschildkröten vom Aussterben bedroht sind. Deshalb haben Forscher eine Tracking-Methode verfeinert, um den Eierdieben auf die Spur zu kommen. Mittels 3D-Printer sind Eier gedruckt und mit GPS ausgestattet worden, die die Nachverfolgung der entwendeten Gelege ermöglichen. Sie können von den normalen Eiern in Aussehen und Gewicht nicht sofort unterschieden werden. Eine junge Doktorandin aus England hatte zur Finanzierung des Projektes, das sich aus ihrer Forschung herausgebildet hat, mittels Crowdfunding aufgerufen. Dieses Jahr gibt es deshalb im Sommer das erste Mal die Möglichkeit gezielt die Routen der Wilderer aufzudecken und damit zur Rettung der Meeresschildkröten beizutragen.

Kleines Update vom 2.11.17: Das Turtle-Tracking-Projekt ist in der ersten Phase anscheinend so erfolgreich gelaufen, dass nicht nur die Eier gut funktioniert haben und durch sie auch keine Baby-Schildkröte zu Schaden kam (ja, man weiß bei ganz neuen Experimenten vorher einfach nie, ob und wie sie verlaufen…), sondern mittlerweile auch die Medien Interesse an diesem Projekt zeigen und die BBC es mit in eine Dokumentation aufnehmen will. Bis Ende Oktober wurde der entsprechende Strand der Schildkröten bewacht und die ersten 50 Eier erfolgreich genutzt, d.h. mittels der entwendeten Eier können die Handelsrouten nachverfolgt werden. Eine weitere, genauere Auswertung steht noch aus und nächstes Jahr geht es weiter. Und ein Video über die Arbeit gibt es hier.

NEWS vom 8.10.20: Mittlerweile sind die Ei-Bewegungen ausgewertet und haben spannende Informationen geliefert. Fünf der 101 Eier haben Routen der Eier-Diebe mit über hundert Kilometer Entfernung festgestellt. Bis ins Haus eines Endkonsumenten ist wahrscheinlich das mit 137km am weitesten gereiste Ei gekommen. Damit endete die Verfolgung, nachdem das Ei hinter einem Supermarkt die Besitzer wechselte. Letztlich können so langfristig die “Hot-Spots” des Handels aufgespürt werden und ggf. politische Maßnahmen entwickelt werden. Die Basisarbeit mit der Bevölkerung über die Bedeutung der Meeresschildkröten und deren Schutz aufzuklären, läuft parallel weiter.

Pinguine!

Pinguin Wissenschaftler Sender-Anbringung
Ein Pinguin wird mit einem Sender ausgestattet, der die bisher geheimen Reisedaten verrät, Foto: Marco Flagg, Marina, Kalifornien

Bei der Nachverfolgung der Meerestiere dürfen die beliebtesten, flugunfähigen Vögel natürlich nicht fehlen: Pinguine! Sie sind einen großen Teil des Jahres auf Wanderungen in den Ozeanen unterwegs. Unter ihnen gibt es echte Individualisten. Zum Beispiel unter den Magellanpinguinen, bei denen alle markierten Vertreter ihrer Art im Atlantik schwammen, aber einer sich auf den Weg in den Pazifik machte. Oder unter den Königspinguinen: alle schwimmen nach Westen, aber einer entscheidet sich für den Osten. Gleichsam gab es einen ganz individuellen Trendsetter unter den Felsenpinguine, der lieber Richtung Australien, statt mit der Masse in Richtung Südspitze Südamerikas schwamm. Diese Geheiminformationen werden von Sendern verraten, die in mühsamer Überwältigungsarbeit an die Tiere angelegt werden. Links sieht man dabei Klemens Pütz und eine Kollegin. Er ist Wissenschaftler und leitet den Antarctic Research Trust, eine Stiftung, die sehr viele Informationen der Pinguine dieser Welt zusammentragen und daher auch zu ihrem Schutz beiträgt.

Wer noch mehr über das Tracking verstehen möchte und gut Englisch versteht, für den gibt es diesen Podcast des National Ocean Service.

Wer sich mit Ingas Arbeit beschäftigt hat, weiß, dass sie sehr gern mit und für Kinder arbeitet. Daher hier ein Kinder-Tipp (ihr könnt selbst mitmachen!): Wer sich über die Meerestiere hinaus informieren mag, dem sei das Maxcine Projekt unser Forscherkollegen vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell ans Herz gelegt. Dort sind viele Kinderforscher dabei, wenn es um Tierreisen geht, denn es gibt vor Ort das Zentrum für Kommunikation und Austausch. Schaut mal hier auf der Tiersensoren-Website und werft ein Blick in das wundervolle Wissens-Kunst-Buch “Fliegen mit MaxCine”, das sich aus der Arbeit zwischen Forschern und Kindern ergeben hat. Hier gibt es eine Bildgalerie der Buchvorstellung und, sofern noch Bücher vorhanden sind, werden diese gegen eine Schutzgebühr von 15€ abgegeben.

Erste Tauchtiefe

Zweite Tauchtiefe

 

Text: CC-BY-SA 4.0, Inga Marie Ramcke für Plötzlich Wissen!

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